Gleichen wir also die festgelegten Kriterien mit den Eigenschaften des Liskovschen Substitutionsprinzips ab:
Ein Prinzip zielt darauf hin,
angewendet zu werden (es ist kein reines Konzept).
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Nein. Das LSP kommt einem
Konzept insofern näher, also es Liskov und Wing eher um die
Eigenschaften von Subtypen geht als um das Aufstellen von
Handlungsanweisungen. Die Vorstellung der Autorinnen geht dahin,
eine Erfüllung der formulierten Eigenschaft mit den syntaktischen
Mitteln der Programmiersprache zu ermöglichen. Die Anwendung von
„Design by Contract“ macht es vollends überflüssig von einem
„Prinzip“ zu sprechen. |
Die Anwendung eines Prinzips
führt zu strukturell anderen Lösungen als seine Missachtung.
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Ja. Allerdings stellt das LSP
keine positive Handlungsanweisung dar, sondern lediglich eine
Einschränkung. |
Die Anwendung eines Prinzips
dient einer oder mehreren Qualitätseigenschaften.
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Ja.
Das LSP handelt von der Semantik realisierter Klassen und fördert
die semantische Korrektheit von Programmen. |
Ein Prinzip ist überprüfbar
und hat sich nach Möglichkeit bereits häufig bewährt.
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Ja. |
Ein Prinzip hat seine Grundlage
in der Nichttrivialität der Softwaretechnik.
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Ja. Das LSP behandelt Probleme,
die sich aus grundlegenden Konzepten der objektorientierten
Programmierung ergeben. Die objektorientierte Programmierung kann
ihrerseits als Versuch angesehen werden, die Abstraktheit und
Komplexität von Software besser zu beherrschen. |
Ein Prinzip ist unabhängig von
konkreten Technologien und Systemen.
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Nein. Das LSP ist eingeschränkt
auf einen Teilaspekt der objektorientierten Programmierung. |
Ein Prinzip ist kein
Qualitätsmerkmal, Entwurfsmuster oder Standard.
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Ja. |
Ein Prinzip ist keine
Entwicklungsphilosophie und kein Programmierparadigma.
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Ja. |
Ein Prinzip ist keine Tätigkeit.
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Ja. |
Das LSP kommt also insbesondere einem Konzept näher als einem Prinzip, und es ist eingeschränkt auf objektorientierte Technologien. Die heutige Bezeichnung und Einordung als Prinzip dürfte primär mit der Vermarktung der S.O.L.I.D.-Prinzipien durch Robert C. Martin zusammenhängen.